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FAMILIENMAGAZIN OLDENBURG 5 | 2019/2020
Das Smartphone als Wegbereiter
für kranke und einsame Kinder
kontrollieren, dass die Nutzungsdauer
nicht mehr als zwei Stunden beträgt.
Eines steht fest: Missbrauchsgefahr durch
Das Smartphone digitale Grenzenlosigkeit
macht die Augen
zwar nicht eckig, Internetexperten beraten derzeit
dafür aber Kin- über ein Smartphoneverbot für
unter 14-Jährige. Sie sehen in dem
der dick, krank Medienkonsum ein ähnliches Ge-
© Freepik.com und einsam. fahrenpotenzial wie in Alkohol und
anderen Drogen. Dabei geht es neben
den gesundheitlichen Risiken auch
um das Missbrauchspotenzial und
die defizitäre kindersichere Limi-
tierung der Inhalte. Darunter fal-
len der öffentliche und allgemeine
Zugang zu pornografischen Bildern
und Videos, die schon in Grundschu-
len verbreitet werden können.
n einer Umfrage der Krankenkasse mit sich zieht, sei aktuell noch nicht Es gilt: Vertrauen ist gut,
pronova BKK wurden 100 Kinderärz- absehbar. Etwa 75 Prozent der Ärzte
Ite zu der Nutzung von Smartphones verzeichnen eine Gewichtszunahme. Kontrolle ist besser
und Spielekonsolen befragt. Die Ergeb- 66 Prozent erkennen motorische
nisse sind erschreckend: neun von zehn Defizite und 59 Prozent diagnosti- Laut dem Missbrauchsbeauftragten
Kinderärzten sind davon überzeugt, zieren Lernentwicklungsstörungen. der Bundesregierung, Johannes-
dass ein übermäßiger Medienkonsum Wilhelm Rörig, sei ein Verbot zwar
für Übergewicht und soziale Auffällig- Ärzte-Empfehlung: eine schnelle Maßnahme, allerdings
keiten bei Kindern verantwortlich ist. keine Lösung. Es müssten präventive
Handy erst ab zwölf Jahren Maßnahmen ergriffen werden, die
Die Zahlen einen verantwortungsvollen Umgang
sprechen für sich Auch der Berufsverband der Kinder- mit Medien unterstützen. Es müsse
eine digitale, kindersichere Landschaft
und Jugendärzte (BVKJ) spricht eine
Warnung vor den „katastrophalen entstehen. Gleichzeitig soll der Um-
Die Kinderärzte konnten besonders Folgen“ für die gesundheitliche und gang mit den Medien von den Kindern
in den letzten fünf Jahren gravieren- soziale Entwicklung aus. Die Nutzung geübt werden, zum Beispiel durch den
de gesundheitliche Veränderungen von Smartphones sei mit einer perma- Erwerb eines digitalen Führerscheins
bei ihren Patienten beobachten: nenten Reizüberflutung vergleichbar, für Kinder. Weiterhin liegt es an den
79 Prozent der Ärzte konstatieren die zu einer Überforderung der Kinder Eltern, das Nutzungsverhalten ihrer
soziale Auffälligkeiten als Folge führe. Daher sollten Kinder vor elf Kinder im Blick zu behalten (statt
der sozialen Isolation durch den Jahren auf keinen Fall ein Smartphone auf ihr Smartphone zu schauen).
Medienkonsum. Inwieweit dieses besitzen. Wer seinem Kind etwas
Verhalten auch psychische Schäden Gutes tun möchte, sollte auch danach Quelle: © afp/aerzteblatt.de
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