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Verbraucher Aktuell
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Offenbarungseid für Naturschutz:
Viele Arten und Lebensräume
hierzulande in schlechtem Zustand
Anlässlich des nationalen FFH-Naturschutzberichts kommentiert
Olaf Bandt, Geschäftsführer für Politik und Kommunikation beim
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND)
„Nach den Erfahrungen des BUND einsetzen, die ihren Namen verdient. In Zudem müssen die Rechtsgrundlagen
beschreibt der Bericht vielerorts nur der Forstwirtschaft ist eine ökologische endlich zur Anwendung kommen:
die Spitze des Eisbergs, tatsächlich Waldwende überfällig, ein deutlich Das deutsche Naturschutzrecht hat
sieht es für viele Arten und Lebens- schonenderer Umgang mit Wirtschafts- alle Möglichkeiten, um die Krise zu
räume weitaus schlimmer aus. Das wäldern sowie die Sicherung von stoppen. Jetzt gilt es, konsequent
Monitoring der biologischen Viel- Naturwäldern auf einem Zehntel der zu handeln. Die Erfolge im aktuel-
falt in Deutschland braucht eine Waldfläche. Auch müssen die Länder len Bericht zeigen deutlich, dass
deutliche Stärkung, um rechtzeitig ihre Schutzgebiete effektiv vor weiterer konsequenter Schutz belohnt wird:
auf Bedrohungslagen jenseits der Zerstörung schützen. Es braucht eine Dank Natura 2000 geht es Wild-
FFH-Arten reagieren zu können. robuste rechtliche Sicherung der aus- katze, Kranich und Co so gut wie
gewiesenen Gebiete, ausreichend Fi- schon seit Jahrzehnten nicht mehr.“
Der Bericht zu den Erfolgen und nanzen für die Pflege und mehr Perso-
Missständen beim Schutz europaweit nal für die Umsetzung zusammen mit BUND-Kommentar vom 19. September 2019
geschützter Arten und Lebensräume den Landnutzerinnen und Landnutzern.
ist für die Bundesregierung ein Of-
fenbarungseid sondergleichen: 27
Jahre nach Inkrafttreten europaweiter
Richtlinien versagt Deutschland beim
Schutz und der Stärkung bedrohter
Natur, vor allem in Gewässern, arten-
reichen Wiesen und Weiden sowie
seltenen Waldlebensräumen. Damit
trifft das Problem geschwächte Bio-
tope, die bereits von der Klimaer-
hitzung besonders bedroht sind.
Was es braucht, ist ein radikales
Umdenken. Flächenverbrauch, Zer-
schneidung durch Straßen und in-
dustrialisierte Tierhaltung müssen
jetzt klare Grenzen bekommen. Das
im Aktionsprogramm Insektenschutz
angekündigte Verbot von Pestiziden in
Schutzgebieten muss unverzüglich um- © nensuria / Freepik
gesetzt werden. Die Bundesregierung
muss sich zudem für eine Agrarreform Smartwatch mit „normalem“ Display
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