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Die WHO
warnt
vor dem
Süßstoff
Aspartam
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ie Weltgesundheitsorganisation Studien ignoriert und Verbin-
D(WHO) hat eine mögliche Ver- dungen zur Industrie aufweist. Es
bindung zwischen Aspartam und ist essenziell, dass eine Substanz,
Krebserkrankungen hergestellt die in vielen Alltagsprodukten
und fordert ein Verbot des Süß- enthalten ist, als sicher gilt. Das
stoffs. Die neue EU-Kommission EU-Recht verlangt genau das:
wird nun aufgefordert, Maß- Vorsichtsmaßnahmen müssen
nahmen zu ergreifen. foodwatch ergriffen werden, auch wenn
setzt sich nun zusammen mit mögliche Schäden noch nicht
der Verbraucher-App Yuka und der vollständig bewiesen sind. Das ver-
französischen Anti-Krebs-Liga für ein altete EU-Zulassungsverfahren wider-
Aspartam-Verbot ein. spricht diesem Vorsorgeprinzip. Es sieht
Agenda zu setzen. Die neu ernannte keine regelmäßigen Überprüfungen von
Aspartam ist in einer Vielzahl von Lebens- EU-Kommission sollte die Bedenken der Zusatzstoffen vor. 2013 wurde Aspartam
mitteln enthalten, darunter Sahnejoghurt, EU-Bürgerinnen und -Bürger ernst neh- das letzte Mal von der Europäischen Be-
Limonaden und Kaugummis. Oft ist den men und die Gesundheit der Bevölkerung hörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA)
Verbraucher:innen nicht bewusst, dass sie effektiv schützen. Ein mögliches Verbot geprüft. Das ist über zehn Jahre her und
Produkte mit Aspartam (E951) kaufen. von Aspartam könnte ein starker Start in stützte sich auf veraltete, industriefinan-
Ihr Krebsforschungs-Institut hat diese die Legislaturperiode sein. zierte Studien. Seitdem gibt es einige neue
Bewertung in einem detaillierten Bericht unabhängige Untersuchungen. Die EFSA
belegt. Als logische Konsequenz muss die Die Aufdrucke „Light“, „Wellness“ und muss handeln, doch neue Studien werden
EU den Süßstoff vom Markt nehmen, so- „Zuckerfrei“ deuten häufig auf die einfach ignoriert. Der Eindruck entsteht,
lange die Unbedenklichkeit nicht eindeu- Verwendung von Aspartam hin. Dieser dass die Sicherheit von Zusatzstoffen in
tig nachgewiesen ist. Denn klar ist: Nur Süßstoff ist 200-mal süßer als Zucker und der Lebensmittelindustrie nicht ausrei-
sichere Zusatzstoffe dürfen auf unseren hat kaum Kalorien. Lebensmittelherstel- chend berücksichtigt wird. Die Industrie-
Tellern landen. ler setzen ihn deswegen massenweise in Interessen scheinen wichtiger zu sein als
kalorienreduzierten Produkten ein, und die Gesundheit der Verbraucher:innen.
Die alte EU-Kommission blieb bis jetzt Verbraucher:innen greifen begeistert zu.
untätig, der Süßstoff ist weiterhin er- Was viele aber nicht wissen: Die WHO 2021 stufte die EFSA Titandioxid (E171),
laubt. Die Vermeidung von Konflikten hat nach Auswertung zahlreicher aktueller ein Farbstoff, der Süßwaren weiß färbt,
mit Großverbrauchern wie Coca-Cola, Studien den Verdacht geäußert, dass der als gesundheitsgefährdend ein. 40.000
Pepsi und anderen Aspartam-Nutzern Süßstoff krebserregend sein könnte. Menschen protestierten daraufhin mit
könnte eine Begründung für die bisherige foodwatch gegen die weitere Verwendung,
Inaktivität der EU-Kommission sein. Die Im Juli 2023 hat der Expertenrat für Zu- die EU verbot daraufhin den Zusatzstoff.
Neubesetzung der Kommission könn- satzstoffe (JECFA) Entwarnung gegeben,
te jedoch zu einer Neubewertung der jedoch ohne solide Grundlage. Die detail-
Situation führen. Der aktuelle Zeitpunkt lierte Recherche von foodwatch zeigt, dass www.foodwatch.org/de/mediathek/report-
könnte als ideal betrachtet werden, um sich der Expertenrat bei seiner Entschei- clean-washing-aspartame
das Thema auf die gesundheitspolitische dung auf alte Daten stützt, unabhängige www.foodwatch.de
familienmagazin | Frühjahr 2025 15