Page 15 - FM_OL_1-2025_FLIPBOOK
P. 15

Die WHO



               warnt


                                                                              vor dem



                                                                               Süßstoff



                                                                              Aspartam



                           © iStock.com/Anastasiia_New






           ie Weltgesundheitsorganisation                                              Studien ignoriert und Verbin-
      D(WHO) hat eine mögliche Ver-                                                    dungen zur Industrie aufweist. Es
       bindung zwischen Aspartam und                                                   ist essenziell, dass eine Substanz,
       Krebserkrankungen hergestellt                                                   die in vielen Alltagsprodukten
       und fordert ein Verbot des Süß-                                                  enthalten ist, als sicher gilt. Das
       stoffs. Die neue EU-Kommission                                                   EU-Recht verlangt genau das:
       wird nun aufgefordert, Maß-                                                      Vorsichtsmaßnahmen müssen
       nahmen zu ergreifen. foodwatch                                                   ergriffen werden, auch wenn
       setzt sich nun zusammen mit                                                     mögliche Schäden noch nicht
       der Verbraucher-App Yuka und der                                              vollständig bewiesen sind. Das ver-
       französischen Anti-Krebs-Liga für ein                                      altete EU-Zulassungsverfahren wider-
       Aspartam-Verbot ein.                                                     spricht diesem Vorsorgeprinzip. Es sieht
                                            Agenda zu setzen. Die neu ernannte   keine regelmäßigen Überprüfungen von
       Aspartam ist in einer Vielzahl von Lebens-  EU-Kommission sollte die Bedenken der   Zusatzstoffen vor. 2013 wurde Aspartam
       mitteln enthalten, darunter Sahnejoghurt,   EU-Bürgerinnen und -Bürger ernst neh-  das letzte Mal von der Europäischen Be-
       Limonaden und Kaugummis. Oft ist den   men und die Gesundheit der Bevölkerung   hörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA)
       Verbraucher:innen nicht bewusst, dass sie   effektiv schützen. Ein mögliches Verbot   geprüft. Das ist über zehn Jahre her und
       Produkte mit Aspartam (E951) kaufen.   von Aspartam könnte ein starker Start in   stützte sich auf veraltete, industriefinan-
       Ihr Krebsforschungs-Institut hat diese   die Legislaturperiode sein.     zierte Studien. Seitdem gibt es einige neue
       Bewertung in einem detaillierten Bericht                                 unabhängige Untersuchungen. Die EFSA
       belegt. Als logische Konsequenz muss die   Die Aufdrucke „Light“, „Wellness“ und   muss handeln, doch neue Studien werden
       EU den Süßstoff vom Markt nehmen, so-  „Zuckerfrei“ deuten häufig auf die   einfach ignoriert. Der Eindruck entsteht,
       lange die Unbedenklichkeit nicht eindeu-  Verwendung von Aspartam hin. Dieser   dass die Sicherheit von Zusatzstoffen in
       tig nachgewiesen ist. Denn klar ist: Nur   Süßstoff ist 200-mal süßer als Zucker und   der Lebensmittelindustrie nicht ausrei-
       sichere Zusatzstoffe dürfen auf unseren   hat kaum Kalorien. Lebensmittelherstel-  chend berücksichtigt wird. Die Industrie-
       Tellern landen.                      ler setzen ihn deswegen massenweise in   Interessen scheinen wichtiger zu sein als
                                            kalorienreduzierten Produkten ein, und   die Gesundheit der Verbraucher:innen.
       Die alte EU-Kommission blieb bis jetzt   Verbraucher:innen greifen begeistert zu.
       untätig, der Süßstoff ist weiterhin er-  Was viele aber nicht wissen: Die WHO   2021 stufte die EFSA Titandioxid (E171),
       laubt. Die Vermeidung von Konflikten   hat nach Auswertung zahlreicher aktueller   ein Farbstoff, der Süßwaren weiß färbt,
       mit Großverbrauchern wie Coca-Cola,   Studien den Verdacht geäußert, dass der   als gesundheitsgefährdend ein. 40.000
       Pepsi und anderen Aspartam-Nutzern   Süßstoff krebserregend sein könnte.  Menschen protestierten daraufhin mit
       könnte eine Begründung für die bisherige                                 foodwatch gegen die weitere Verwendung,
       Inaktivität der EU-Kommission sein. Die   Im Juli 2023 hat der Expertenrat für Zu-  die EU verbot daraufhin den Zusatzstoff.
       Neubesetzung der Kommission könn-    satzstoffe (JECFA) Entwarnung gegeben,
       te jedoch zu einer Neubewertung der   jedoch ohne solide Grundlage. Die detail-
       Situation führen. Der aktuelle Zeitpunkt   lierte Recherche von foodwatch zeigt, dass   www.foodwatch.org/de/mediathek/report-
       könnte als ideal betrachtet werden, um   sich der Expertenrat bei seiner Entschei-  clean-washing-aspartame
       das Thema auf die gesundheitspolitische   dung auf alte Daten stützt, unabhängige   www.foodwatch.de


                                                                                                   familienmagazin | Frühjahr 2025  15
   10   11   12   13   14   15   16   17   18   19   20