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Soziales

„Jedes Kind
  braucht ein Dorf!“

    Richtig handeln bei Sorge um (m)ein Kind

Kinder haben ein Recht darauf,             samer geworden, vielleicht spielt das   auch, dass Kinder, die kein sicheres
        sicher aufwachsen zu können.       Mädchen nicht mehr mit anderen          Zuhause haben, in anderen, wohlwol-
        Doch es gibt dennoch Kinder,       Kindern, es äußert sich verworren,      lenden sozialen Bezügen willkommen
 denen dieser Schutz nicht immer           kann sich nicht mehr konzentrieren      sind, in denen sie sich wertgeschätzt
 zuteilwerden kann. – Von außen            oder sucht auf eigenartige Weise        und gehalten wissen“, erläutert sie.
 betrachtet sind es vielfach keine         Kontakt zu fremden Erwachsenen …
 deutlich sichtbaren Verletzungen,         „Jedes Kind braucht ein Dorf!“, sagt    Vertrauen – schützen –
 die die Vermutung nähren, das Wohl        die geschäftsführende Leiterin des      stärken
 eines Kindes sei ernstlich gefährdet,     Kinderschutz-Zentrums Oldenburg,
 sondern viele kleine Begebenheiten        Mareike vanʼt Zet. Sie rät Erwachse-    Wer ernsthafte Sorge um das Wohl
 und irritierenden Eindrücke, die ein      nen, die das Gefühl haben, einem Kind   eines Kindes in seinem beruflichen
 zunehmend unangenehmes Bauchge-           in ihrem Umfeld gehe es nicht gut,      oder privaten Umfeld hat, kann sich
 fühl und Sorge um ein Kind erzeugen.      weiterhin aufmerksam zu bleiben und     in kürzester Zeit kostenlos, z. B. im
 Man fühlt: Da ist irgendetwas ganz        sich mit anderen, dem Kind naheste-     Kinderschutz-Zentrum Oldenburg,
 und gar nicht in Ordnung, das Kind        henden Erwachsenen auszutauschen        beraten lassen. Denn: Lebenswel-
 ist vielleicht dauernd allein, es wirkt   sowie sich professionell beraten zu     ten von Kindern und Familien sind
 zunehmend verwahrlost oder benimmt        lassen, um ein weiteres sinnvolles      komplex und oft schwierig. Schnelle
 sich seltsam, vielleicht ist der vormals  Vorgehen abzustimmen. „Es ist wichtig,  Lösungen sind selten zu finden:
 lebhafte Junge aus der Klasse schweig-    dass möglichst viele Erwachsene das
                                           Wohl eines Kindes im Blick haben, und   Natürlich sei es angesagt, einem
                                                                                   akut in Not befindlichen Kind so-
                                                                                   fort zu helfen; das gehe über das
                                                                                   Jugendamt oder die Polizei, so die
                                                                                   Psychologin. Doch zumeist handele es
                                                                                   sich um latente, oft auch chronische
                                                                                   Problematiken der ganzen Familie,
                                                                                   die zunächst einmal Unterstützung
                                                                                   benötige und keine Verurteilung.

                                                                                   „Egal ob betroffenes Kind, hilflose
                                                                                   Eltern oder auch besorgte Nachbarn,
                                                                                   wir reichen den Hilfesuchenden zu-
                                                                                   nächst einmal eine Hand“, so vanʼt Zet.
                                                                                   „Das bedeutet, dass wir schnell einen
                                                                                   ggf. auch anonymen und kostenlosen
                                                                                   Beratungstermin vergeben und dann
                                                                                   gemeinsam, z. B. mit dem besorgtem
                                                                                   Umfeld, schauen können, was zu tun
                                                                                   ist, um dem Kind und ggf. der Familie
                                                                                   helfen zu können. Manchmal können
                                                                                   schon wenige Eltern- oder Familienge-
                                                                                   spräche helfen, um neue gemeinsame
                                                                                   Perspektiven zu finden, und manchmal

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