Page 48 - Familienmagazin 2014
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Soziales

Kiloweise Brot und Schokolade aus dem AbfallGut leb„eCnOvNoTnAIdNeEmR,Nw“ains aOnlddeernebwuregg: werfen© Julydfg, fotolia

Kim*, Student in Oldenburg, besorgt    net, ob es einen Rückruf von den      in Oldenburg viele Leute gibt, de-
die meisten seiner Lebensmittel        Herstellern gab oder Ähnliches.       nen mit kostenlosen Lebensmitteln
nach Ladenschluss. Bis auf wenige      Aber normalerweise findet man         sehr geholfen wäre, die aber nicht
Zutaten kommt das, was er zum          in fast jedem Container einwand-      bedürftig im Sinne der Oldenbur-
Essen braucht, seit drei Jahren aus    frei erhaltene Lebensmittel.          ger Tafel sind. Fair-Teiler-Systeme
Abfall-Containern von Supermärk-       FAM: Containern ist rein recht-       und die legale, kostenlose Mitnah-
ten und Bäckereien im Stadtgebiet.     lich ja strafbar. Werdet ihr von      memöglichkeit von aussortierten
                                       den Geschäften geduldet oder          Lebensmitteln nach Ladenschluss
                                       gibt es schon mal Probleme?           sollten selbstverständlicher werden.
                                                                             FAM: Vielen Dank für das Gespräch!
              © arborpulchra, fotolia  Kim: Die meisten Geschäfte drü-       FAIR-TEILEN:
                                       cken die Augen zu. In der letzten     Kostenlose Lebensmittel für alle:
FAM: Was bewegt dich zum               Zeit haben allerdings einige Läden    Während bei der Oldenburger Tafel
„Containern?“ Geldsorgen?              Tore, Zäune oder Schlösser vor die    e.V. Lebensmittel nur an Inhaber
Kim: Nein! Angefangen hat alles        Container gesetzt. Einmal sind wir    von Oldenburg-Pässen abgegeben
aus Spaß! Ich habe es gemeinsam        als Gruppe polizeilich verwarnt       werden, ist dieser Nachweis für die
mit anderen einfach mal auspro-        worden und hatten Diskussionen        Teilnahme am Fair-Teiler nicht nötig.
biert und fand es sehr krass, welche   mit dem Chef einer Firma, aber das    Die Regionalgruppe „Oldenburg
Mengen an richtig guten Lebensmit-     hat sich alles gütlich geregelt. An   und Umgebung“ des deutschland-
teln da weggeworfen werden. Man        anderer Stelle habe ich auch schon    weiten Foodsharing e.V. betreibt
findet vom Brot über Käse und ta-      mal gehört „Das ist mein Müll! Leg    zwei Fair-Teiler in Oldenburg. In
delloses Gemüse bis zu Süßigkeiten     die Sachen gefälligst zurück!“ Aber   diesen Fair-Teilern mit Kühlschrank
einfach alles, zum Teil in sehr gro-   sonst ist bislang nichts passiert.    und Regalen kann jeder Lebens-
ßen Mengen! Ich weiß vorher ja nie,    FAM: Insbesondere Bäckereien im       mittel abgeben, die er nicht mehr
welche Zutaten ich später im Kühl-     Stadtgebiet produzieren große         verbrauchen kann oder will. Ge-
schrank haben werde. Das ist nicht     Mengen für die Tonne. Man kann        nauso kann man sich etwas mit-
nur kostenlos, sondern auch sehr       bis fünf vor Ladenschluss noch die    nehmen, was man brauchen kann.
abwechslungsreich, und ich habe        meisten Waren erhalten, die danach    Ein Fair-Teiler befindet sich im
dadurch richtig gut kochen gelernt.    weggeworfen werden. Ist Contai-       AStA-Trakt der Uni Oldenburg,
FAM: Wie läuft Contai-                 nern für dich auch ein Politikum?     im Mensagebäude am Campus
nern konkret ab?                       Sollte weniger produziert werden?     Haarentor. Der zweite Fair-Teiler
Kim: Ganz einfach! Ich radle meist     Kim: Natürlich ist das auch ein Po-   steht im Kreativ:LABOR der Kul-
einmal die Woche zu den Contai-        litikum, das aber nicht beim Bäcker   turetage in der Bahnhofstr. 11.
nern, stelle mein Fahrrad ab, ziehe    um die Ecke gelöst werden kann.       Wer foodsharing Oldenburg un-
mir Haushaltshandschuhe über           Dafür bräuchte es eine grundsätzli-   terstützen will oder Fragen hat,
und besorge mir, was ich brau-         che Auseinandersetzung mit unse-      kontaktet die Gruppe am besten
che. Bei sehr großen Mengen, die       rem auf maximalen Gewinn ausge-       über facebook: www.facebook.
weggeworfen werden, schaue ich         legten Wirtschaftssystem und dem      com/FairteilerOldenburg. Allge-
dann zuhause schon mal ins Inter-      entsprechenden Konsumverhalten.       meine Infos und ein Mitmach-
                                       Solange es sich für die Betriebe      Ratgeber sind zu finden unter:
                                       rechnet, so viel wegzuwerfen, kann    https://foodsharing.de/ueber-uns
                                       man ihnen, so, wie unsere Gesell-     *Name geändert und der Re-
                                       schaft derzeit funktioniert, doch     daktion bekannt.
                                       nicht wirklich einen Vorwurf ma-
                                       chen. Allerdings glaube ich, dass es

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