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Jugend Schule Beruf
Keine Bildungsgerechtigkeit für Auszubildende
Qualität an berufsbildenden Schulen krankt an mangelnder Unterrichtsversorgung
ihrer Ausbildungen an. Entspre-
chend müssten die schulischen
Bedingungen qualitativ mithalten
können, um insgesamt ein hohes
Niveau zu gewährleisten. Doch
mit mangelhafter Unterrichts-
versorgung geht das nicht. Das
ist ein großes Problem! Und hier
sind die Landesschulbehörde bzw.
das Kultusministerium gefragt.
Interview mit
Dr. Thomas Hildebrandt, Die berufsbildenden Schulen sind
Geschäftsführer im unterversorgt und leider haben wir
diesbezüglich auch nicht die ent-
Bereich Aus- und Weiter- sprechende Öffentlichkeit wie bei
bildung sowie Bildungs- den allgemeinbildenden Schulen,
politik bei der Oldenbur- also zum Beispiel keine in Han-
gischen Industrie- und nover demonstrierenden Eltern.
Handelskammer IHK.
Red.: Was bedeutet das im Hin-
blick auf Bildungsgerechtig-
keit für die Auszubildenden?
Dr. Thomas Hildebrandt: Junge
Leute, die eine betriebliche Aus-
bildung machen, sind ja genauge-
Red.: Seit einigen Jahren ist die IHK Ausbildung, zu wenig gemacht nommen Sek II-Schüler. Es wird
Oldenburg verstärkt in den Gremien werden kann, um den quantitativen permanent davon gesprochen, dass
der Schulvorstände oder -beiräte und qualitativen Anforderungen wir die betriebliche Ausbildung
in den berufsbildenden Schulen in der Betriebe und der Auszubil- stärken müssen. Doch mit der oben
Oldenburg zugegen und entspre- denden gerecht zu werden. genannten schlechten Unterrichts-
chend über den Stand der dortigen versorgung in den berufsbildenden
Unterrichtsversorgung informiert. Die IHK hält die Betriebe zu ho- Schulen besteht diesbezüglich
Wie sieht es denn aktuell aus? her Qualität und Attraktivität überhaupt keine Bildungsgerech-
Dr. Thomas Hildebrandt: Während
die Unterrichtsversorgung an den
allgemeinbildenden Schulen meist
bei 100 Prozent oder sogar darü-
ber liegt, liegt sie bei den berufs-
bildenden Schulen in Oldenburg
durchschnittlich bei 88 Prozent.
Da das ein Durchschnittswert ist,
sieht die Situation vor Ort schlech-
ter oder besser aus. Hinzu kommt,
dass diese Unterrichtsversorgung
immer ein Bruttowert ist, das heißt,
Fehlzeiten, Elternzeit, gehen na-
türlich zulasten der Schülerinnen
und Schüler. Das bedeutet, dass in
einigen berufsbildenden Schulen,
vor allem im Bereich der dualen
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