Page 31 - Flipbook_FM_Ol_4-2023
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„Pubertierende Kinder
entwickeln ihre eigene
Persönlichkeit“
es manchmal schwierig ist zu verstehen, um was es eigent-
lich gerade geht oder Sie die Dimension der Sorgen nicht
nachvollziehen können, bemühen Sie sich, ruhig und ohne
Wertung zuzuhören. Ihr Kind bildet sich gerade eine eigene
Meinung zu allem und dafür muss es vielleicht auch zwi-
schendurch sehr kontroverse Ansichten vertreten. Es wird
ihm helfen, wenn es diese Meinung bei Ihnen angstfrei
äußern kann. Das bedeutet nicht, dass Sie nicht Ihre Werte
vertreten können, aber in einer ordentlichen Diskussion © iStock.com/Fabio Camandona
sollte sichergestellt sein, dass jeder und jede angehört wird.
Seien Sie bereit, auch mal den ein oder anderen Seitenhieb
einzustecken. Aber zeigen Sie klar, wo Ihre Grenzen sind.
Werden Sie verletzt, dann kommunizieren Sie das deutlich,
zeigen Sie sich dabei trotzdem versöhnlich. Entschuldigun- „Haben Sie weiterhin Freude
gen und Versöhnungen sollten Teil einer guten familiären
Diskussionskultur sein. Fehlentscheidungen oder falschen daran, Ihrem Kind beim
Einschätzungen durch Ihr Kind sollten keine zu harten Großwerden zuzusehen und
Konsequenzen folgen. Denn es gehört zum Leben dazu,
Fehler zu machen und zu lernen, mit ihnen umzugehen. ihm beizustehen!“
Jetzt, da Ihr Kind in vielen Bereichen mehr Verantwor-
tung übernimmt, eigene Entscheidungen trifft, muss es
auch die Möglichkeit haben, Fehler zu machen. Statt zu
schimpfen, können Sie vielleicht deutlicher formulieren,
was Sie das nächste Mal erwarten und stellen Sie klare Das Verhältnis zwischen Ihnen und Ihrem pubertierenden
Regeln auf. Auch Teenager können sich an Regeln halten. Kind wird sich jetzt wahrscheinlich deutlich verändern
und so auch die Beziehungen zu Geschwistern. Vielleicht
verändert sich sogar die Beziehung zu Ihrem Partner/
Partnerin dadurch. Denn als Eltern haben Sie nun neue
„Körper, Geist und Ver- Aufgaben. Ihr Familienbild sollte dadurch aber nicht ins
stand sind vorübergehend Wanken kommen. Behalten Sie Rituale bei, auch wenn
Sie dafür Augenrollen oder blöde Sprüche kassieren. Sie
im Ausnahmezustand.“ bedeuten Stabilität und Sicherheit für Ihr Kind und sei es
nur unbewusst. Haben Sie weiterhin Freude daran, Ihrem
Kind beim Großwerden zuzusehen und ihm beizustehen!
Stellen Sie fest, dass es zu schwierig wird, für Sie als
Familie, dass Sie mit bestimmten Situationen überfor-
dert sind, so zögern Sie nicht, sich Unterstützung zu
holen! Fragen Sie frühzeitig. Beratungsstellen, Jugendamt
oder der Schulpsychologische Dienst vor Ort können
bei hartnäckigen Konflikten oder Problemen helfen.
Familienportal des Bundes mit Erziehungshilfen:
https://familienportal.de/familienportal/lebenslagen/
krise-und-konflikt/kinder-und-jugendhilfe/welche-
angebote-gibt-es-fuer-eltern--125702
Dr. Birgitt Lachenmaier
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familienmagazin | Winter 2023/24 31