Page 15 - FM_OL_1-2024_FLIPBOOK
P. 15
Müllkippe Nordseegrund –
© iStock.com/Damocean und wieder soll CO₂ unter den
Meeresgrund gepresst werden
Schutzgemeinschaft Deutsche Nordseeküste e. V. (SDN) äußert starke
Bedenken gegen beabsichtigte Verpressung von CO₂ (CCS) unter dem
Nordseegrund als vermeintliche Lösung zum Klimaschutz
„Mit der erneuten Absicht, CO₂ zu- verpressen, sei gefährlich und umwelt- lastung sowie Leckagengefahr noch
künftig unter der Nordsee deponieren schädlich – gleichgültig, ob an Land ein Stück mehr zum lebensfeindlichen
zu wollen, bahnt sich – neben der Ver- oder auf See. Industriegebiet degradieren,“ gibt der
klappung von Baggergut – noch eine SDN-Vorsitzende zu bedenken. Besser
weitere Art der Müllbeseitigung in den Nicht nur, dass die CCS-Technologie sollten die immensen Fördergelder
maritimen Lebensraum an. Ganz im bei all ihren Risiken kein Gramm CO₂- zum Beispiel für Energieeinsparungen
Sinne ‚Aus den Augen, aus dem Sinn‘“ Ausstoß verringere. Das Abscheiden im Gebäudebereich, Energiemanage-
befürchtet Gerd-Christian Wagner, des Gases, sein riskanter Transport ment der Industrie, Kreislaufwirtschaft,
Vorsitzender der Schutzgemeinschaft durch Pipelines, per Schiff, Schiene Ressourcen-Verbrauchsminderung,
Deutsche Nordseeküste e.V. (SDN). oder Straße zum Speicherort und das Substitution sowie Dekarbonisierung
Dabei habe schon die RESCUE-Studie Verpressen in den Untergrund verur- verwendet werden. Denn damit würde
aufgezeigt, dass eine solche Verpres- sache auch noch enormen Energieauf- nachfolgenden Generationen nicht
sung in den Untergrund (CCS) für die wand und hohe Kosten. Zudem sei ein noch eine weitere schwerwiegende
Erreichung einer Treibhausgasneutra- riesiger Flächenverbrauch für ein Netz ökologische und wirtschaftliche Erblast
lität in Deutschland nicht erforderlich von Abscheidungsanlagen, Pipelines, hinterlassen.
ist. Demnach reiche allein schon die Zwischenspeichern, Umladestationen
Nutzung natürlicher Senken wie Wäl- und Häfen von nö ten. Bliebe noch das SDN Schutzgemeinschaft
der sowie nachhaltige Holzwirtschaft Risiko einer Leckage mit lebensgefähr- Deutsche Nordseeküste e. V.
vollständig aus. Es gelte, die Entstehung lichen Auswirkungen auf das Grund-
von Klimagasen zu vermindern und wasser, den Boden und angrenzende Die Schutzgemeinschaft Deutsche
nicht auf kommende Generationen hin Lebensräume. Auch ein technisch noch Nordseeküste e. V. (SDN) ist ein
kosten- und energieintensiv unsicher so versiertes Monitoring könne einen überregionaler und gemeinnütziger
einzulagern. Unfall lediglich feststellen, aber nicht Umweltschutz-Dachverband, der 1973
verhindern. Auf dem Weg zur Dekar- aufgrund umfassender Verschmut-
Schon 2011 beschloss die SDN eine bonisierung unseres Landes könne CCS zungen der Nordsee ins Leben gerufen
Resolution gegen die Ablagerung von bestenfalls ein Umweg, schlimmsten- wurde. Seitdem engagiert sich die
Kohlendioxid aus Kraftwerken und falls ein Rückschritt sein. Der weitaus Schutzgemeinschaft sachlich-fachlich
Industrie im Meeresboden unter Nord- größte Erfolgsfaktor sei, einfach weni- und partei-übergreifend für den Schutz
und Ostsee. Der einzig sinnvolle und ger neues CO₂ zu produzieren. der Nordsee als Lebens-, Wirtschafts-
von der Bevölkerung gewollte Weg und Naturraum.
bestehe demnach in einem komplet- „Der Bau neuer Unterwasser-Pipelines
ten Verbot von CCS in Deutschland. würde die Nordsee und das Watten- www.sdn-web.de
Industrieabfall im Untergrund zu meer mit Flächenverbrauch, Lärmbe-
familienmagazin | Frühjahr 2024 15