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Technik und Beruf
Studenten der Jade Hochschule
entwickeln Insektenscanner weiter
Nun können auch kleinste Objekte detailgenau vermessen werden
Kleinste und empfindliche Objekte wie des Insekts scharf ab. Die schärfs- Landesmuseum Natur und Mensch.
Insekten oder archäologische Funde ten Bereiche eines Bildstapels von „Das gescannte Typenmaterial ist
wurden bisher unter dem Mikros- 120 Einzelbildern werden zu einem einzigartig und stammt oft von sel-
kop untersucht. Paul Kalinowski und maximal scharfen Bild montiert tenen Arten. Es hat einen großen
Niklas Haase, beide Studenten an der („Focus Stacking“). So werden an 356 Wert für die Wissenschaft“, erklärt
Jade Hochschule, bauten und opti- Positionen insgesamt 42.720 Bilder Michael Demanowski, wissenschaft-
mierten nun einen Scanner, mit dem produziert. Daraus wird dann ein licher Mitarbeiter im Landesmuseum.
wenige Millimeter große und sensible dreidimensionales Modell erzeugt. „Digitale Modelle und Scans eignen
Objekte hochgenau und dreidimen- sich dazu, sensibles Sammlungsma-
sional vermessen werden können. Hochgenaue Messungen erleichtern terial in digitaler Form zu sichern, da
die Bestimmung der Insekten es nicht auszuschließen ist, dass die
Rund 43.000 Bilder – ein drei- „Das Scanverfahren ermöglicht sehr Objekte durch Schadensfälle wie etwa
dimensionales Modell detaillierte Bilder“, erklärt Haase. „Es Brände oder Wasserschäden sowie
Die beiden Studenten des Master- lassen sich Details am Objekt von bis durch Schädlinge beschädigt wer-
Studiengangs „Geodäsie und Geo- zu vier Mikrometern erfassen. Zum Ver- den könnten.“ Außerdem können die
informatik“ (jetzt „Geoinformations- gleich: ein Haar ist etwa 40 Mikrometer digitalen Modelle sehr einfach ande-
wissenschaften“) bauten den Scanner dick.“ Auch Messungen, die am 3D- ren Wissenschaftlern in der ganzen
in Kooperation mit der TU Darmstadt Modell durchgeführt werden können, Welt zugängig gemacht werden.
und der Hochschule Darmstadt nach seien sehr präzise, ergänzt Kalinowski:
einem dort entwickelten Vorbild auf. „Aufgrund der hohen Qualität des Die Insektensammlung des Landes-
Der Scanner besteht unter anderem 3D-Modells lassen sich Messungen am museums Natur und Mensch umfasst
aus einer Kamera, einem Beleuch- Objekt, wie beispielsweise die Messung rund 300.000 Insekten. Derzeit wird
tungssystem und einer Steuerelektro- von Fühlern, mit sehr hoher Genau- die serienmäßige Vermessung dieser
nik für zwei Motoren. Kalinowski und igkeit durchführen.“ So können auch Sammlung vorbereitet. Erste Ob-
Haase entwickelten das Messverfahren kleinste Entfernungen gemessen wer- jekte des Typusmaterials konnten
weiter und konnten so die Genauig- den, wie etwa die Abstände der Fühler- bereits erfolgreich erfasst werden.
keit des Scanners deutlich steigern. glieder, was besonders für die Bestim-
mung von Insekten wichtig sein kann. Das Projekt wurde von Prof. Dr.
Das präparierte Insekt wird zwischen Thomas Luhmann und Heidi Hastedt
zwei Halbkugeln montiert und mithil- Kooperation mit dem Landesmuseum betreut und ist Teil des Master-
fe der Motoren gedreht. Die Kamera Natur und Mensch Studiengangs „Geoinformations-
fährt dabei auf Schienen vor und Zum Einsatz kommt der Scanner wissenschaften“ am Studienort
zurück und bildet jeweils eine Ebene für Objekte aus dem Oldenburger Oldenburg der Jade Hochschule.
Fotos: Piet Meyer/Jade HS, honorarfrei
Die Master-Studenten Niklas Haase (li.) Nahaufnahme eines Insekts vor dem Das präparierte Insekt wird zwischen zwei Halb-
und Paul Kalinowski (re.) entwickelten Kameraobjektiv. kugeln montiert und mithilfe der Motoren gedreht.
den Insektenscanner im Labor für optische Die Kamera fährt dabei auf Schienen vor und
3D-Messtechnik der Jade Hochschule mit zurück. So werden aus 356 Positionen jeweils 120
Betreuer Prof. Dr. Thomas Luhmann weiter. Einzelbilder gemacht – also insgesamt 42.720 Bilder.
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